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Es ist wieder einer dieser unfassbar schönen Herbsttage. Mich zieht es gleich raus. Ich mache mich also mit meinem Loppis-Fahrrad auf die Suche nach einem schönen Platz am See während der Mann an meiner Seite tapfer in der Küche weiterwerkelt.

Ich muss feststellen, dass das spontan sehr günstig gekaufte Fahrrad doch einige Schwächen aufweist. Das supersportliche Rad ist für mich als Fahrerin und auch für die Schotter-und Waldwege hier nicht wirklich gut geeignet. Irgendwie gerate ich auch noch von meinem Weg ab, was meine Route deutlich verlängert. Der genussvolle Sonntagsausflug kippt etwas in Richtung sportliche Challenge.

Macht aber nix. Ich radle an großen Höfen, Steinmauern und Weiden vorbei. Und erreiche durch ein gelb gefärbtes Birkenwäldchen einen Anglerplatz. Außer mir ist wieder niemand da. Ich sitze lang auf einem großen Stein und schaue den Sonnenreflexen auf dem Wasser zu.

Bald ist es geschafft. Die Küchenwand ist für die neue Farbe vorbereitet. Die Spachtelmasse muss trocknen. Außerdem ist ja Sonntag, da wäre doch Essen gehen mal gesagt. So ganz können wir unsere urbanen Routinen noch nicht hinter uns lassen.

Auf google finden wir eine süße Bäckerei und Pizzeria. Wir machen uns mit dem Auto auf den Weg. Jedesmal sind wir begeistert von der Gegend, auch dieser Landstrich zeigt sich wie die Variation des bekannten Motivs: eine geschlungene Straße durch den nicht enden wollenden Herbstwald – einsame Höfe, steinige Weiden und rote Bullerbü-Häuser, immer wieder Ausblicke auf wunderschöne Seen.

Hier bekommt „der Weg ist das Ziel“ eine ganz neue Bedeutung. Die „Bageri“, die wir uns für das Abendessen ausgesucht hatten, hat geschlossen. Wir hätten es wissen können. Keine Saison grad. Wir finden keine Restaurantschild, keine Speisekarte. Glücklicherweise kommen zwei nette Frauen des Wegs, die uns ermutigen bei Petra und Christian zu klingeln. Unsere Erklärung das wir „dining out“ gehen wollen, kommentieren Sie mit „good luck“, die leichte Ironie verstehen wir erst im Nachhinein so richtig. Christian und Petra kommen aus Bayern und backen seit 15 Jahren Pizza und Sauerteigbrot auf Bestellung irgendwo mitten im småländischen Wald. Im Sommer kommen an in der gemütlichen Stube mit Pizzaofen wohl auch Menschen zusammen. Christian überlegt, ob er für uns spontan den Ofen anmacht, nimmt aber davon doch Abstand.

Wir sind sehr erfreut über diese Begegnung, haben aber leider noch nichts im Magen. Deswegen steuern wir die Pizzeria in Målilla an, für die wir den kleinen Umweg auf der Rückfahrt gern in Kauf nehmen. Die Kritiken im Netz sind sehr gemischt.

Es ist ein sehr prosaischer, imbissartiger Ort, wo wir die einzigen Gäste sind. Wir werden sehr freundlich empfangen. Die Kommunikation läuft auf Englisch-Schwedisch-Deutsch.

Die Pizzen sind schnell bestellt. Während wir auf unsere Essen warten werden viele Pizzen bestellt und geholt. Die Pizza kommt scheinbar gut an. Das Getränk in der Dose holen wir uns aus dem Kühlschrank. Alles ok so.

Nach den ersten Bissen sind wir uns allerdings sehr einig, dass wir noch nie eine Pizza gegessen haben, die nach so wenig geschmeckt hat. Muss wirklich nicht nochmal. Kein „dining out“ rund um Mörlunda im Herbst. Hm. Jetzt wissen wirs.

Den Rest des Abends verbringen vorm Ofen im Häuschen, dass uns wie immer freundlich empfängt.